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Warum Kindersportschule?

Die wissenschaftliche Diskussion stimmt dahingehend überein, dass sich das Freizeitverhalten der Kinder und Jugendlichen in den letzten Jahren erheblich verändert hat.

Fernsehen, Playstation u. Computer bestimmen mehr und mehr den Alltag. Kostbare Bewegungszeit geht schlicht verloren. Kinder brauchen aber gerade diese um sich gesund zu entwickeln. Sich in Gemeinschaft einzufügen, Teamgeist und gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln.  

Das Erlernen von elementaren Bewegungskombinationen- u. formen gehört genauso zur motorischen Entwicklung, wie der Umgang mit den eigenen Stärken und Schwächen, der Fähigkeit Konflikte zu lösen, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen.

Durch neue Bewegungsformen und Sinnestätigkeiten werden Reize gesetzt, die die Vernetzung der Nervenzellen unterstützen und die Funktionsfähigkeit des Gehirns erhöhen. (vgl. Schott, Buscher & Karger, 2008, S.12).

Nicht umsonst heißt es: bewegte Kinder = kluge Köpfe.

Im Umkehrschluss bedeutet das, das nicht nur die körperlich-motorische Ebene leidet, sondern auch die gesamte Persönlichkeitsstruktur negativ beeinflusst wird. 2 Stunden körperliche Aktivität am Tag sind empfehlenswert, in der Praxis beschränkt sich das auf 50 min. (Bös et al., 2009; KIGGS-Studie: www.kiggs.de)

Einige Ergebnisse dieser Studie untermauern die genannten Feststellungen:

  • 35% der 4 bis 17 jährigen können keine zwei oder mehr Schritte auf einem 3cm breiten Balken rückwärts balancieren.
  • 86% der Kinder u. Jugendlichen können keine Minute einbeinig auf einer bestimmten Stelle stehen ohne den Boden zu berühren.
  • 43% der Kinder u. Jugendlichen erreichen bei Rumpfbeugen nicht das Fußsohlenniveau.

Die negativen Auswirkungen des Bewegungsmangels im Kinder- und Jugendalter auf orthopädische, kardiovaskuläre und psychische Gesundheitsparameter sind gut dokumentiert. Diese manifestieren sich in der Regel über die Lebensspanne.

Familie und häusliche Lebenswelt

In den ersten Lebensjahren ist das häusliche Umfeld für Kinder der zentrale Ort für Bewegung. Wichtige Impulse kommen von den Eltern. Sie sind Vorbild, Bewegungsbegleiter und Impulsgeber und sollten bei Interventionen zur Bewegungsförderung aktiv einbezogen werden. Es wird empfohlen, dass Eltern sich gemeinsam mit den Kindern bewegen, ein bewegtes Vorbild sind, Bewegungsimpulse der Kinder unterstützen und ihnen Materialien zur Verfügung zu stellen, die Bewegungsaktivitäten fördern (vgl. Pfeifer, Rütten, 2016, S.75).

Neben Wissen und Information sind Verbreitungsstrategien nötig, wenn man in den Lebenswelten Veränderungen anstoßen möchte. Kommunale und politische Unterstützung ist hierfür unerlässlich, damit Bewegungsaktivitäten von Kindern und Jugendlichen als notwendige Investition in die Zukunft gesehen und auch gefördert werden. Insofern leistet auch die Kindersportschule einen nicht unerheblichen Beitrag für unser allg. Gesundheitswesen.

Kinder und Jugendliche (5-17 Jahre) sollten sich täglich 60 Minuten moderat bis intensiv bewegen. An mindestens drei Tagen pro Woche sollte der Sport intensiv sein und zur Stärkung von Muskulatur und Knochen beitragen. Die Realität zeigt uns aber, dass 75% der Kinder in Deutschland diese geforderte Aktivität nicht erreichen. (vgl. Woll et. al., 2019). Die WHO hat im April 2020 in einer Studie darauf verwiesen, dass in 146 Ländern diese Richtlinien zur körperlichen Aktivität nicht erreicht werden. (vgl. Guthold et. al., 2019, vgl. WHO guidelines, 2020).  Zeiten die sitzend, insbesondere vor einem Bildschirm, verbracht werden, sollten minimiert werden. Für Kinder und Jugendliche sind eine Auswahl verschiedener, dem Alter und Können angepasster Betätigungsmöglichkeiten wichtig.

 So weiß man aus zahlreichen Studien um den Zusammenhang zwischen kardiorespiratorischer Fitness und dem kardiovaskulären Risiko bei Erwachsenen. Nun haben spanische Arbeitsgruppen eine solche Untersuchung an sechs- bis zehnjährigen Kindern durchgeführt und mit den Ergebnissen zwei Jahre später verglichen (Alter 8 bis 12 Jahre) (vgl. Castro-Pinero et. al., 2017, S. 92). Bereits bei den Kindern zeigte sich, dass die aerobe Kapazität das zukünftige kardiovaskuläre Risiko zwei Jahre später beeinflusst. Wenig überraschend wurde festgestellt, dass sich das Risikoprofil umgekehrt proportional zur aeroben Fitness verhält. Nimmt letztere ab, steigt das Risiko an.

In der Kindheit beginnen, …

Das Grundschulalter wird auch als bestes Lernalter für die Entwicklung der Koordination bezeichnet. Kinder lernen in dieser Phase besonders schnell, da der Antrieb und das Leistungsstreben aus eigener Initiative erfolgt. Bessere Beobachtungs-, und Wahrnehmungsfähigkeiten ermöglichen rasches Lernen, nicht nur im Bezug auf die Motorik. Eltern, Lehrer und Trainer sollten diese sensible Phase der motorischen Entwicklung besonders beachten, da verpasste koordinative Entwicklungen im späteren Verlauf nur schwer nachgeholt werden können. (Röthig et. al., 1992).

Wie bei so vielen Dingen im Leben ist es auch beim Krafttraining gut, schon in der Kindheit damit zu beginnen. Lange Zeit ging man davon aus, dass Kinder noch kein Krafttraining durchführen sollten. »In der Tat ist es aufgrund der hormonellen Situation im präpubertären Alter so, dass bislang auch bei einem auf das kindliche Nerv-Muskel-System optimal abgestimmten Krafttraining keine Vergrößerung des Muskelquerschnitts nachgewiesen werden konnte. Die Kraftzuwachsraten hingegen sind bei Kindern hoch; relativ auf die Körpermasse betrachtet sogar höher als bei Adoleszenten oder Erwachsenen.

Das lässt sich durch optimierte neuronale Anpassungsprozesse erklären. So verbessert sich beispielsweise das Zusammenspiel zwischen Agonist und Antagonist beim Bewegungsvollzug und die Synergisten arbeiten effektiver zusammen. Der Muskel kann nach einem Krafttraining höher frequent durch das zentrale Nervensystem angesteuert werden«, erklärt Prof. Granacher. Diese Erkenntnisse hat der Sportwissenschaftler auch in einem Artikel in der DZSM zusammengefasst (vgl. Granacher et. al., 2009, S. 60). Ein frühes Training der Muskulatur, vor allem in der Jugend, könnte dazu beitragen, dass ein gutes Fundament angelegt wird, um im Laufe des weiteren Lebens schnell Muskelmasse hinzugewinnen zu können. Ergänzend muss hier natürlich erwähnt werden, dass Krafttraining mit Kindern nicht Gewichte stemmen bedeutet, sondern sich in der Regel auf Übungen mit dem eigenen Körper(gewicht) bezieht.

Aus der Bedeutung die Bewegung für die kindliche Entwicklung hat, leiten sich die Grundlagen und der Lehrplan für unsere Kindersportschule ab:

  • Bewegungs- u. Spielangebote im Kindesalter müssen vielseitig, ganzheitlich und sportartübergreifend angelegt sein;
  • Sie müssen ziel- und kompetenzorientiert an der Ausbildung sportlicher Handlungskompetenz ausgerichtet sein;
  • Sie müssen regelmäßig stattfinden;
  • Sie müssen in kleinen Gruppen durchgeführt werden, die die gezielt individuelle Betreuung der Kinder ermöglicht;
  • Sie müssen durch qualifiziertes Personal durchgeführt werden, das sich über die Zusammenhänge zwischen Bewegung und kindlicher Entwicklung bewusst ist und über die Kompetenz verfügt, diese Kenntnisse im Rahmen von Bewegungsangeboten mit Kindern umzusetzen.

Die TGS Walldorf bietet mit der Kindersportschule exakt die Inhalte, die ihr Kind für eine altersgerechte Entwicklung braucht.

Seit über 15 Jahren haben wir ca. 700 Kindern die Begeisterung und Freude für den Sport vermittelt.

Allgemeine Fragen werden sehr gerne unter kiss@tgs-walldorf.de beantwortet.


Literaturverzeichnis

Bös, K., Worth, A., Opper, E., Oberger, J. & Woll, A. (hrsg.) (2009). Motorik-Modul: Eine Studie zur motorischen Leistungsfähigkeit und körperlich-sportlichen Aktivität von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Baden-Baden: Nomos

Castro-Piñero J, Perez-Bey A, Segura-Jiménez V, Aparicio VA, Gómez-Martínez S, Izquierdo-Gomez R, Marcos A, Ruiz JR; UP&DOWN Study Group. Cardiorespiratory Fitness Cutoff Points for Early Detection of Present and Future Cardiovascular Risk in Children: A 2-Year Follow-up Study. Mayo Clin Proc. 2017; 92: 1753-1762.

Granacher U, Kriemler S, Gollhofer A, Zahner L. Neuromuskuläre Auswirkungen von Krafttraining im Kindes- und Jugendalter: Hinweise für die Trainingspraxis. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. 2009; 60: 41-49.

Guthold R, Stevens GA, Riley LM, Bull FC. Global trends in insufficient physical activity among adolescents: a pooled analysis of 298 population-based surveys with 1 6 million participants. The Lancet. 2020; 4: 23-35. https://doi:10.1016/S2352-4642(19)30323-2

KIGGS-Studie: www.kiggs.de

Pfeifer K., Rütten A., (hrsg.) (2016): Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung, Nürnberg URL:https://www.sport.fau.de/files/2016/05/nationale-Empfehlungen-für-Bewegung-und-Bewegungsförderung-2016.pdf oder URL:https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/b/bewegungsempfeh-lungen.html

Röthig, P. (hrsg.) Sportwissenschaftliches Lexikon. Schorndorf: Hofmann, 1992

Schott, N., Buscher, A. & Karger, C. (2008). Spielerisch Fit – Ein Bewegungsprogramm für Kindergarten und Grundschule. Schorndorf: Hofmann

WHO guidelines on physical activity and sedentary bahaviour. Geneva: World Health Organization; 2020. Licence CC BY-NC-SA 3.0 IGO

Woll A, Oriwol D, Anedda B, Burchartz A, Hanssen-Doose A, Kopp M, Niessner C, Schmidt SCE, Bös K, Worth A., Körperliche Aktivität, motorische Leistungsfähigkeit und Gesundheit in Deutschland: Ergebnisse aus der Motorik-Modul-Längsschnittstudie (MoMo). KIT Scientific Working Papers. 2019; 121. https://doi:10.5445/IR/100009536